50 Jahre SSV

 

 

50 Jahre SSV Reilingen - Rückblick

Chronik des Sportschützenvereins 1929 e.V. Reilingen zum 50 Jahre Jubiläum

Im Jahre 1929 wurden in unserer Gemeinde Reilingen innerhalb von acht Tagen zwei Schützenvereine gegründet. Aus diesen beiden Vereinen leitet sich unser heutiger Schützenverein 1929 e.V. ab. Dem einen Verein, dem Kleinkaliber Schützenverein 1929 Reilingen stand zunächst  Bäckermeister Heinrich Ehhalt vor. Ab 1930 bis zur Auflösung 1945 war dann Fritz Mannherz 1. Vorsitzender.

 

 

Schützenverein Eintracht", wurde im Gasthaus "Pfälzer Hof gegründet. Zum 1. Vorsitzenden wurde Karl Schrank gewählt. Der Schützenverein Eintracht baute mit diesen Männern das erste Schützenhaus. Es stand am Sandweg, wo sich heute das Anwesen Eschbach befindet.  Beim Preisschießen anlässlich der Standeinweihung dieser Schießanlage 1930 kam es zwischen den heutigen Ehrenmitgliedern Fritz Mannherz und Friedrich Astor zum Stechen um den 1. Preis, einer hölzernen Jauchepumpe. Fritz Mannherz wurde Sieger, sein Konkurrent unterlag knapp. Beide Männer haben in den Jahren danach lange Zeiträume den Verein geführt und entscheidend geprägt. Dies wurde möglich, nachdem sich die zwei Vereine 1933 zusammenschlossen.

 

 

Dieser Zusammenschluss machte auch die schießsportlichen Erfolge jener Jahre möglich. Stadtehrenpreis der Stadt Worms Stadtehrenpreis der Stadt Weinheim Teilnahme an der Deutschen Meisterschaft in Berlin, wo Karl Hambsch 3. Deutscher Meister im KK‑Schießen wurde. Erfolgreiche Teilnahme an Badischen und sonstigen Meisterschaften. Erwähnt werden muss, dass der Jugendarbeit sehr großes Gewicht beigemessen wurde und die Erfolge vor dem Krieg vorwiegend der Jugendmannschaften zu verdanken waren.  

Leider können die vereinsinternen Geschehnisse bis 1945 nicht mehr vollständig ermittelt und hier wiedergegeben werden. Den Verwüstungen des 2. Weltkrieges und den Bestimmungen der Siegermächte sind nicht nur Schützenhaus und Schießanlage, sondern auch Protokollbücher, Listen und Aufzeichnungen über den gesamten Schießbetrieb von 1929 bis 1945 zum Opfer gefallen. Deswegen ist es nicht möglich mit genauen Daten zu arbeiten. Die heute noch lebenden Personen, die den Verein von 1929 bis 1945 aktiv mitgestaltet haben, können sich aus dem Gedächtnis auch nicht mehr an Einzelheiten einer so wechselvollen Vergangenheit erinnern.

Durch einen alliierten Kontrollratsbeschluss wurden 1945 nach der bedingungslosen Kapitulation und dem Untergang des Deutschen Reiches alle deutschen Schützenvereine verboten. Das Schützenhaus am Sandweg wurde eingeebnet. 

Die Normalisierung der Verhältnisse im Nachkriegsdeutschland führten die Besatzungsmächte der Bundesrepublik zu der Einsicht, diesen Kontrollratsbeschluss aufzuheben. Dies geschah Anfang der fünfziger Jahre. Damit war der Weg frei zur Wiedergründung eines Reilinger Schützenvereins.

Am 2.4.1952 und 10. 4.1952 kam es zu Ausspracheabenden wegen der Wiedergründung des Schützenvereins 1929 Reilingen. Das Protokollbuch sagt aus, dass die eigentliche Gründung am 16.4.1952 im Gasthaus "Zur Traube" stattfand.

Nachkriegsjahre politischer Wirren und inflationistischer Tendenzen war das Erbe junger Menschen, die den Wiederaufstieg der menschlichen Gesellschaft fühlend im Jahre 1929 den Reilinger Schützenverein gründeten. Ihrer Liebe zum Schießsport und ihrer uneigennützigen Arbeit war und ist es zu danken, dass der Schützenverein Reilingen weit über die Grenzen seiner Gemarkung hinaus bekannt geworden ist und ein gerngesehener, jedoch gefürchteter Gegner war.

Unter dem Druck drohender Kriegswolken, die sich mehr und mehr zusammenballten, löste sich im September 1939 der vernichtende Funke und zerstörte in 6‑jährigem Bomben‑ und Granatenbersten nicht nur Menschen und Länder, sondern auch das freudige und hoffnungsvolle Wirken unseres Vereins.

Viele unserer lieben Schützenkameraden liegen in der blutgetränkten Erde ehemaliger Schlachtfelder. In tiefer Trauer, immerwährender Freundschaft und Verbundenheit sei ihnen hier gedacht."

Wiederum waren es beherzte und dem Schießsport schon seit ihrer frühesten Jugend auf das engste verbundene Männer, teils alte Gründungsmitglieder, die am 16.4. 1952 nach unermüdlicher Kleinarbeit den Schützenverein 1929 Reilingen zu neuem Leben erweckten.

Das Gasthaus "Zum Hirsch" wurde Vereinslokal. Geschossen wurde im großen Saal. Ab 1963 bis zur Fertigstellung des jetzigen Schützenhauses war das Gasthaus "Zum Engel" Vereinslokal und Schießstätte. Der Wechsel wurde nur deswegen erforderlich, weil das Gasthaus "Zum Hirsch" vorübergehend schloss. Am 31. Januar 1953 fand der erste Schützenball statt, der inzwischen Tradition geworden ist.

Es würde zu weit führen, wollte man alle Ehrungen, Freundschaftsschießen und Wettkämpfe aufführen, die zwischen 1952 und 1979 liegen. Urkunden und Gastgeschenke zeugen von Freundschaftsschiessen, Wettkämpfen und Siegen gegen Mannschaften der näheren und weiteren Umgebung und sogar gegen Mannschaften der amerikanischen, französischen und deutschen Streitkräften. Einige besondere Ereignisse sollen jedoch nicht unerwähnt bleiben:

Die Juniorenmannschaft unseres Vereins belegte 1965 bei den Unterkreismeisterschaften in Plankstadt den 1. Platz mit 541 Ringen. Unser damaliger 2. Vorsitzender Fritz Astor wurde bei diesem Wettkampf Unterkreismeister in der Altersklasse. Ein Jahr zuvor hatte er denselben Erfolg zu verzeichnen.

Die Kreismeisterschaften in Mannheim‑Feudenheim im Jahre 1965 brachten unserem Verein weitere Erfolge. Gerhard Kussicke belegte in der Juniorenklasse im Dreistellungskampf den 1. Platz. In der gleichen Disziplin wurde Gerhard Böhm 2. Kreismeister. Fritz Astor wurde in der Alters‑Klasse Kreismeister. In der Jugendklasse kam Werner Hornischer auf den 3, Platz.

Im Oktober 1965 wurde einer der größten Erfolge erzielt. Die Mannschaften mit den Schützen:

Helmut Scheit, Gerhard Böhm, Manfred Maler und Adolf Kuppinger

wurde Kurpfalzmeister. In der KK‑Einzelwertung wurde Helmut Schell 2 Kurpfalzmeister. Klaus Maier holte sich die doppelte Kurpfalzmeisterschaft in der Disziplin Luftgewehr und im KK‑Schießen.

Anlässlich der Ehrung der Rundenkampfsieger in Plankstadt erhielten Manfred Maier und Helmut Schell die goldene Leistungsnadel des Unterkreises. Klaus Maier wurde als Rundenkampfsieger ebenfalls ausgezeichnet.

Auch 1967 schnitten die Reilinger Schützen bei den Kreismeisterschaften ausgezeichnet ab. Unsere 1. Mannschaft belegte mit 515 Ringen den 1. Platz. Die Jugendmannschaft wurde ebenfalls Kreismeister. Helmut Schell kam im KK‑Dreistellungskampf auf den 1. Platz.

Das Schießen um die Vereinsmeisterschaft und das Dorfmeisterschaftsschießen sind ebenso Tradition geworden wie das Schießen um die Königskette.

1959 wurde erstmals wieder auf die Königskette geschossen. Am 6.2.1960 wurde sie dem 1. Schützenkönig, Oberschützenmeister Fritz Astor, überreicht. Die Königskette erhält jedes Jahr der neue Schützenkönig. Vorher jedoch wird sie mit einer Medaille versehen, auf der der Name des Schützenkönigs und das Jubiläumsjahr eingraviert sind.

 

 

Die Diskussionen um den Bau einer Schießanlage begannen schon bald nach der Wiedergründung. Einige plädierten für das Sandloch am Holzweg, später sollte es unbedingt ein Platz im Wald, in der Nähe der Forsthütte "Schwarzer Weg" sein, und danach war man ganz sicher, dass mit der Erstellung der geplanten Turn‑ und Sporthalle auch eine Schießanlage eingeplant werden würde. Nachdem sich jedoch der Verein entschloss, eine eigene Anlage zu bauen, war zunächst ein Platz im Staatswald am Schwarzen Weg vorgesehen. Trotz zäher Verhandlungen und intensiver Bemühungen gelang es jedoch nicht, dort das notwendige Gelände zu erhalten. Die Gemeinde Reilingen stellte uns daraufhin das jetzige Gelände zur Verfügung.

Nun begann das schwierigste Kapitel: Planung und Finanzierung. Der Verein musste allerdings noch ins Vereinsregister beim Amtsgericht eingetragen werden. Vorher wurde beschlossen, dass der Verein unter dem Namen "Sportschützenverein 1929 Reilingen" eingetragen werden soll. Dies geschah dann auch am 26.3.1965.

Die Frage der Finanzierung übernahm ein neu gebildeter Finanzausschuss. Die Gesamtplanung und Bauleitung wurde dem langjährigen 1. Vorsitzenden und jetzigen Ehrenoberschützenmeister Fritz Astor übertragen. Die Gesamtverantwortung oblag der Vorstandschaft unter Leitung des damaligen 1. Vorsitzenden Adolf Kuppinger.

Am 4.8.1965 wurde dann durch Herrn Bürgermeister Mannherz, der selbst 15 Jahre 1. Vorsitzender und 10 Jahre 2. Vorsitzender und 1929 Mitbegründer des Schützenvereins war, unter Anwesenheit zahlreicher Mitglieder und Reilinger Bürger, der erste Spatenstich vorgenommen. In einer kurzen Ansprache ermahnte er die Schützen zur Zusammenarbeit und zur Mitarbeit, denn nur unter diesen Bedingungen könne ein solches Werk vollendet werden.

Dieser Spatenstich war der Startschuss zu zwei Jahren harter aufopferungsvoller Arbeit. Diejenigen, die nicht dabei waren, als die Fundamente herausbetoniert wurden, werden sich die Strapazen und Mühen schlecht vorstellen können, die allein erforderlich waren, um die Gräben zu graben bis zur Kiesschicht und das dauernd eindringende Grundwasser ‑ zunächst nur mit Handpumpe ‑ wegzupumpen. Aber auch der Bau der gesamten Anlagen ‑ nach dem Fundament ‑ war eine schwere, mühevolle Arbeit, die fast ausschließlich durch Mitglieder des Vereins ausgeführt wurde und sich über zwei Jahre hinzog.

Am 2./3. und 9./10. September 1967 wurde Schießsportanlage mit Schützenhaus feierlich eingeweiht. Zahlreiche Gäste, Freunde und Repräsentanten des Schießsports waren erschienen. Die Anlage wurde in Betrieb genommen und reichte damals voll aus. Die vorhandenen 10 Luftgewehr‑ und 8 KK‑Stände entsprachen dem neuesten Stand.

 

 

Seit Einweihung unseres Schützenhauses im Jahre 1967 hat der Verein eine fast ständig steigende Tendenz in seiner Leistung aufzuweisen. Waren es 1967 noch insgesamt 5 Plätze unter den ersten drei bei Kreismeisterschaften, so hatten wir im Jahre 1978 acht erste Kreismeister und dreizehn Zweit‑ und Drittplatzierungen erringen können. Wir nahmen an Landesmeisterschaften erfolgreich teil und waren erstmals wieder nach dem Krieg auf der Deutschen Meisterschaft in München durch den Jugendlichen Rainer Pepperkok vertreten.

Insgesamt hat der Sportschützenverein Reilingen von 1967 bis heute 42 erste Plätze und 53 Zweit‑ und Drittplätze erreicht. Außerdem stellte der Verein zwei 2. Landesmeister.

Durch Aufwärtsentwicklung des Vereins, durch Austragungen von Rundenwettkämpfen und weit zahlreiche Mitglieder auch Pistole schießen, wird eine Standerweiterung und ein Pistolenstand erforderlich. Entsprechende Planungen sind durchgeführt und zur Genehmigung vorgelegt. Dies bedeutet, dass aktiver Einsatz jedes Einzelnen auch in Zukunft gebraucht und willkommen sein wird.

 

 

Unser 50‑jähriges Jubiläum soll Anlass zu neuem Ansporn sein. Es soll den Verein darstellen und weiter bekannt machen, und es soll Dank ausdrücken. Dankbarkeit vor allem denen gegenüber, die den Verein in den vergangenen 50 Jahren mitgetragen, mitgestaltet, mit aufgebaut und unterstützt haben. In diesen Dank schließen wir Bevölkerung, Gemeindeverwaltung, Nachbarvereine, Landesverband, Sportbund und ausgeschiedene frühere Mitglieder ein. Wir bitten auch in Zukunft um Wohlwollen, Unterstützung und gute Zusammenarbeit.